Schokoladen-Osterhasen zur Aktionswoche Glücksspielsucht am 23.09.15 Uni-Platz FuldaWinfried Möller
Schokoladen-Osterhasen auf dem Universitätsplatz, das erregt Aufsehen. Passanten bleiben stehen, schauen sich um, niemand zu sehen. Sie bücken sich, nehmen den Osterhasen in die Hand, lesen den anhängenden Zettel und stecken meist beides ein. Die Fachberater für Glücksspielsucht Gregor Madzgalla, Caritas und Harald Hauser, Diakonie die aus der Distanz eine Zeit lang das Verhalten beobachtet haben, gehen auf die Passanten zu und weisen auf den hessenweiten Aktionstag der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS) hin. "Eine schöne Idee, finde ich genial" meint eine junge Frau. Eine Bosnierin, angesprochen, ob sie schon mal von Glücksspielsucht gehört habe, erzählt. Sie habe sich vor 18 Jahren von ihrem Mann scheiden lassen, weil seine Glücksspielsucht die Ehe ruiniert und die Familie in finanzielle Not gebracht habe. Sie wisse wie gefährlich die Spielsucht sei. Alex (25) spielt selbst ab und zu am Automaten. Zwei bis drei Euro setze er ein. Doch dann sei seine Grenze erreicht. Kumpels von ihm würden aber regelmäßig 200 bis 300 Euro verspielen und trotzdem seien sie überzeugt, dass sie den Automaten "zum Geld spucken" bringen könnten. Auffallend bei den Passantinnen und Passanten ist, dass die meisten schon einmal Geld in einen Spielautomaten gesteckt haben. Spielen brauche sie nicht auch noch, so eine Befragte. Sie sei froh ihre Alkoholsucht in den Griff bekommen zu haben und ihr Kaufverhalten kontrollieren zu können.
"Wir möchten auf das Thema Glücksspielsucht und das Beratungsangebot in Hessen aufmerksam machen" sagt Wolfgang Schmidt-Rosengarten, Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS). Der Anstieg von Glücksspielabhängigen sei besorgniserregend. 430.000 Glücksspielsüchtige gibt es in Deutschland, davon 32.000 in Hessen, so die Statistik. Geldspielautomaten stehen dabei an oberster Stelle. Sie würden bevorzugt von Männern genutzt. In der Altersgruppe von 18 bis 20 Jahren sei das Spielen an Geldspielgeräten von 5,8% in 2007 auf 23,5% in 2013 angestiegen, so Daniela Senger-Hoffmann, Koordinatorin für Glücksspielsucht in der HLS.
Caritas-Glücksspielsucht-Berater Gregor Madzgalla (links), Caritas-Bereichsleiter Michael Schütte (4.v.r.), Diakonie Bereichsleiter Harald Hauser (2.v.r.), Caritas Geschäftsführer Christian Reuter (rechts)Winfried Möller
Das Problem könne nicht früh genug angegangen werden. Meist würden Partner und Kinder unter der Spielsucht leiden, Ehen zerbrechen und nicht selten sei der Monatslohn schon zu Anfang des Monats verspielt und es komme zur Verschuldung, so die beiden Fuldaer Fachberater. Als wichtige Faktoren sieht Christian Reuter, Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Regionen Fulda und Geisa, Prävention, Aufklärung, und Verhinderung von Sucht. Pathologisches Glücksspiel sei ein anerkanntes Krankheitsbild und behandlungsfähig. Am Ende des Aktionstages hatten die 320 "September - Osterhasen" mit ihren Hinweiszetteln, die sowohl auf dem Universitätsplatz, als auch auf dem Domplatz, vor der Caritas, der Diakonie und der Mensa der Hochschule Fulda standen alle einen Abnehmer gefunden.
Fachberatungsstellen in unserer Region sind bei der Caritas:
Gregor Madzgalla, gregor.madzgalla@caritas-fulda.de; Beratungsstelle für Stadt und Landkreis Fulda, Wilhelmstr. 8, 36037 Fulda, Offene Sprechzeit: Montag 11-12 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 0661/ 2428 - 361; Beratungsstelle für den östlichen Main-Kinzig-Kreis, Haus des Handwerks, Krämerstr. 2, 36381 Schlüchtern, Offene Sprechzeit: Montag 15-16 Uhr oder nach Vereinbarung Tel.: 0661/2428-361.
Bei der Diakonie:
Harald Hausser, h.hausser@diakonie-fulda.de; Beratungsstelle für Stadt und Landkreis Fulda, Heinrich-von-Bibra-Platz14, 36037 Fulda, Tel.: 06 61 / 83 88-200, 9 - 16 Uhr; Außenstelle Diakonisches Werk Lauterbach, Schlitzer Straße 2, 36341 Lauterbach, Termine mittwochs nach Vereinbarung von 13:00 bis 17:00 Uhr